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Das Veränderliche

Das Leben entsteht aus dem Fliessen. Es ist nichts Greifbares, sondern ein Prozess, ein Entstehen. Wie ein Fluß, führt er das Wasser weiter an einen unbekannten Ort. Das Wasser kennt seinen Weg noch nicht, jeder Augenblick ist unbekannt und neu.

Wir Menschen haben oft Mühe uns diesem unbekannten Fluß anzuvertrauen. Wir wollen schon vorher unser Ziel kennen und nennen dies dann Leben. Wir fühlen uns nur sicher, wenn wir den Weg schon vorher kennen und haben die Tendenz unser Glück, unseren Erfolg oder unser Wohlbefinden an den dabei gesammelten Trophäen zu messen: an der Materie, den Gütern, die wir errungen haben, an unserem Status, der Anerkennung oder unserem Image.

Auch wollen wir beharrlich sein, nichts loslassen, uns nicht verändern müssen und meinen dadurch, das Leben festhalten zu können. Wir denken unsere Gefühle seien unsere Orientierung, der Wegweiser, ob etwas für uns paßte oder nicht.

Was wir damit tun, ist das Leben auszuschließen. Wir verunmöglichen es, dem Lebensprozess den Raum zu geben, um die Form anzunehmen, die das Leben für uns vorgesehen hat und nennen dies dann Selbstbestimmung.

Wir halten unsere subjektiven Gefühle als einzigen Maßstab aufrecht, pflegen sie und bauen uns eine materielle Welt um unsere Gefühle herum, die möglichst haltbar, am Besten unveränderbar sein soll. Am Ende sitzen wir dann in einer hohlen, zementierten Hülle, einem Gefängnis, in dem nichts mehr wachsen kann.

Denn das Leben besteht ja aus dem Zusammenwirken von Einflüssen, die außerhalb unseres subjektiven Wohlbefindens und unserer Einflußnahme liegen können. Wir aber wollen alles geregelt, alle Fäden selbst in der Hand halten und gehen dabei auf Nummer sicher. So gibt es nichts Ungeplantes mehr, nichts Zugefallenes, nichts Spontanes, nichts Unbeabsichtigtes mehr. Und in der Kosequenz ist dies auch kein Leben mehr, sondern Arrangement, Kalkül, Berechnung, Regelung.

Nur weil wir die Unsicherheit nicht ertragen können?

Wollen wir diesen Preis wirklich zahlen???

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