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Immanuel Kant

UND DER EWIGE FRIEDEN

Der 300. Geburtstag des deutschen Philosophen Immanuel Kant treibt Menschen dazu nach Königsberg, dem heutigen Kaliningrad zu reisen um an einer Friedenskonferenz teilzunehmen. Welche Inhalte und Erwartungen sind es, die dazu führen, die Strapazen dieser weiten Reise auf sich zu nehmen?

 

Es ist der “Ewige Frieden“, der ersehnte, durchaus nachvollziehbare Wunsch nach Beilegung sämtlicher Ressentiments zwischen allen Menschen.


Dieser Text dient nicht der Analyse des dichterischen Werkes, sondern der strukturellen Betrachtung des Geburtsbildes:

AC

Der Stier AC liegt in der Nähe des GSP von Sonne Pluto. Er ist also in eine fixe Vorstellungswelt hineingeboren. Diese ist für ihn Basis und Bühne seines Lebens. Als Partnerersatz für die Mutter ist ein freies Entwickeln in ein individuelles Leben schwierig. Die Venus steht in Haus 2 im Zeichen Zwilling und macht die Situation funktionell niet und nagelfest.

 

Aber jetzt kommt bereits der erste Hinweis, diese scheinbare, angelegte Unumstösslichkeit zu verlassen: Merkur steht im Widder in Haus 12. Hoppla, wie soll denn das gehen fragt man sich? Da ist ja der Zweifel an der Materie schon mit eingebaut in die Anlage.  (Der Termin der Friedensveranstaltung ist passend, denn der rückläufige Merkur hatte soeben seinen xten - Return über den Geburtsmerkur.) Mars als Mit-Herrscher des 12. Hauses steht in Haus 4 im Krebs. Der Schnitt in die Emotionalität, die Heimat und das Empfinden ist scharf, mit dem zusätzlichen Mondquadrat  - im Widder - zeigt er die Notwendigkeit der radikalen Trennung von der mütterlichen Quelle an.

Das 12. Haus ist jedoch vom Fisch beherrscht: doppelt gemoppelt also, noch dazu mit Neptun in 1 ein Hinweis auf das Ignoriertwerden der titanischen Erscheinung. (Wir erinnern uns: die Titanen=mundaner I. Quadrant). Wenn er seine Anlage leben will, hat er ein "Niemand" zu sein, ohne Status, ohne Anerkennung, eben ein wahrhaftiges Individuum, bar jeglicher Zugehörigkeit und Bestätigung. ( vgl. Bazon Brock).

SONNE

Die Sonne, ebenfalls im Stier in Haus 12, verdoppelt diese Anlage. Da geht es um die Ablösung von allen kollektiven Zugehörigkeiten. Mit der Uranus Opposition nach Haus 6 ist eine Unabhängigkeit gefordert, die schon beinahe an Ignoranz gegenüber den Bedingungen und Möglichkeiten zu grenzen hätte. Der Löwe ist Herrscher des 5. Hauses: hier wäre ein Leben im Verborgenen gefordert.

MC

Der MC im Steinbock mit Saturn in 9 macht jedoch Nägel mit schriftlichen Köpfen. Es ist das Wort, welches zum Maßstab erhoben und nun mit Jupiter als Herrscher von 9 in 11 zu etwas Neuem, noch nie Dagewesenem, einem neuen Ursprung führen soll. Im 11. Haus gibt es keine Polarität, nichts was zu einer Lebensgestalt führen könnte, da ja die beiden Pole als Spannungsgeber noch gar nicht vorhanden sind. Diese beiden Pole sollen nun gefügt werden als verbales Konstrukt des Friedens. Im 11. Haus herrscht Frieden - klar - hier ist ja auch kein Leben, sondern nur absolute Unverhaftetheit. Es ist nichts Menschliches im IV. Quadranten zu finden. Wir können dort auch gar nichts finden, sondern vielleicht die Füße, den Geist eintauchen in das Ewige, Himmlische, Allumfassende, dem alles Leben entstammt.

UND NUN?

Was formuliert Kant mit seiner Aufforderung zum Ewigen Frieden denn nun wirklich? Es sieht so aus, als wäre sein Werk das Ergebnis und dadurch nichts anderes als sein eigenes Horoskop der ungegangenen Entwicklung, die ihn fort aus Status, Anerkennung und Bestätigung hin zu wirklicher geistiger Freiheit und Unabhängigkeit hätte führen können und sollen. Ein schweres Geschick, das sich ihm, dem Stiergeborenen aufgebürdet hat, das zu leben Verzicht auf Alles bedeutet hätte und beinahe an Übermenschlichkeit grenzt.


Es geht darum, die Kollektive, die sich in Übereinstimmung mit der titanischen Dualität in der Welt der Erscheinung gebildet haben, inhaltlich zu verlassen. Stattdessen fand die Distanzierung von den herrschenden Denkhaltungen jedoch im Sinne der Neutralisierung statt. Anstatt Loslösung aus der Herde entsteht die Vorstellung vom Ewigen Frieden.


 

Daß dies nicht gelang zu verwirklichen, ist nur zu verständlich. So aber wurde sein Ungelebtes zum Mahnmal für einen Ewigen Frieden, den es aber nur jenseits der Grenze - also ausserhalb des Lebens geben kann - dadurch zu einem Postulat, das geradewegs aus dem Leben heraus führt. Und dahin will man doch zu Lebzeiten noch nicht, oder?

 

NACHTRAG

Denn Frieden kann es hier auf Erden lediglich auf Basis der Akzeptanz des Nächsten und im Rahmen gepflegter Kommunikation geben, die auf Macht, Drohung und Vernichtung verzichtet!


Das Ewige ist dem Himmel vorbehalten!

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Kommentare: 2
  • #1

    Klaus Wessel (Montag, 22 April 2024 05:20)

    Das nenne ich eine gelungene Deutung!

  • #2

    Katharina Fischer (Montag, 22 April 2024 07:54)

    Vielen Dank Klaus!